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Wie die Bundesregierung mit einem Statistik-Trick im März 2010 fast 200.000 Arbeitslose verschwinden lässt


urbs-media, 19.4.2010: Stolz hat der Chef der Arbeitsagentur Frank-Jürgen Weise vor laufenden Kameras die neuesten Arbeitslosenzahlen für den Monat März 2010 bekannt gegeben: Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es im Ende März 2010 exakt 17.867 Arbeitslose weniger. Die gemeldete Arbeitslosenquote sank dementsprechend um 0,2 Prozentpunkte auf nur noch 8,5 Prozent.

Kein Wunder, dass die Politiker der Regierungskoalition lautstark vom Ende der Wirtschaftskrise und vom beginnenden Aufschwung fabulierten, Ja es hieß sogar, zum ersten Mal seit Beginn der Finanzkrise sei die Arbeitslosenzahl wieder gesunken. Und die staatsnahen Rundfunk- und Fernsehanstalten zögerten nicht, diese Jubelmeldung mit viel Tamtam püktlich zum Beginn des Landtagswahlkampfs in Nordrhein-Westfalen unter das Volk zu bringen.

Entgegen den Behauptungen der Statistiker ist die Zahl der Arbeitslosen im März 2010 im Vergleich zum Vorjahresmonat aber gar nicht gesunken. Ganz im Gegenteil! Hier handelt es sich wieder einmal um einen der berüchtigten Statistik-Tricks, mit denen sich die Politiker die Realität nach ihren Wünschen zurechtbiegen. Denn noch unter Merkel und Steinmeier hatte man vereinbart, die statistische Erfassung von Arbeitslosen ab März 2010 zu verändern. Konkret gelten seit März 2010 auch diejenigen Arbeitssuchenden in der amtlichen Statistik nicht mehr als arbeitslos, die von privaten Arbeitsvermittlern betreut werden. Bis Ende Februar 2010 war hier statistisch betrachtet alles im Lot: Denn auch die von privaten Arbeitsvermittlern betreuten Arbeitslosen tauchten korrekt in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit als Arbeitslose auf; Ende des Jahres 2009 waren dies ca. 200.000 Betroffene. Und wie es sich für ordentliche Kaufleute gehörte, wurden diese Personen erst dann aus der Statistik gestrichen, wenn sie tatsächlich wieder einen Arbeitsplatz gefunden hatten.

Mit dieser seriösen Berechnungsmethode ist seit März 2010 jedoch Schluss. Jetzt ist auch derjenige nach der offiziellen Statistik nicht mehr arbeitslos, der von einer privaten Arbeitsvermittlung betreut wird. Und mit einem Schlag sind dann in der Arbeitslosenstatistik für März 2010 gut 180.000 bis 200.000 Arbeitslose verschwunden. Wohl gemerkt: Diese Leute sind weiterhin arbeitslos, werden jedoch nicht mehr mitgezählt, weil sie von privaten Agenturen betreut werden!

urbs-media Praxistipp: Schauen wir uns das regierungsamtliche Märchen vom Aufschwung am Arbeitsmarkt doch etwas genauer an. Ohne den Rechentrick der Bundesregierung wäre die Arbeitslosenzahl im März 2010 nicht um ca. 18.000 Personen gesunken, sondern um 160.000 bis 180.000 Personen gestiegen. Und der Rechentrick wird sich mit abnehmender Intensität auch für den Rest des Jahres 2010 auswirken und zu falschen Arbeitslosenzahlen führen.

Der jüngste Statistik-Trick der Bundesregierung wurde von den meisten Medien aber mit keinem Wort erwähnt. In den Heute-Nachrichten im ZDF am 31.3.2010 verstieg man sich sogar zu der abstrusen Behauptung, "der Frühjahrsaufschwung sei unerwartet stark ausgefallen". Auch in der deutschen Presse liest man kaum etwas über die wirklichen Ursachen des wundersamen "Arbeitslosenschwundes". Eine positive Ausnahme ist in dieser Hinsicht das Handelsblatt, das unter der Überschrift "Zahlensalat schönt die Statistik" über die wirklichen Hintergründe des Jobwunders im März 2010 berichtet hat (31.3.2010).



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