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Was der Euro und ein totes Pferd gemeinsam haben


urbs-media, 7.11.2011: 1.000 Milliarden Euro. Das ist eine Zahl mit 13 Stellen (eine eins und nachfolgend zwölf Nullen). Diesen Betrag benötigt Europa nach Meinung der Politiker, um das Schlimmste vom Euro abzuhalten. Und das, obwohl erst vor knapp einem Monat den Bürgern von den Labertaschen im deutschen Bundestag großmäulig verkündet wurde, der so genannte Euro-Rettungsschirm mit einem effektiven Kreditvolumen von 440 Mrd. Euro und einem deutschen Garantieanteil von 211 Mrd. Euro sei allemal ausreichend.

Der Irrsinn hat Methode

Haben Sie bei der Lektüre der Einleitung zu diesem Beitrag gestutzt oder ist Ihnen schlichtweg übel geworden? Wenn nicht, hier die entscheidenden Fakten noch einmal: "Der gesamte Euro-Rettungsschirm hat ein Kreditvolumen von 440 Mrd. Euro und der deutsche Garantieanteil beträgt 211 Mrd. Euro." Nanu? Sind wir jetzt praktisch alleine in Europa? Haben die Deutschen in den entscheidenden europäischen Gremien jetzt fast 50 Prozent der Stimmen? Wir können uns nicht daran erinnern! Eines wissen wir aber mit Sicherheit: Obwohl Deutschland ein politischer Zwerg ist, zahlen wir wieder einmal überproportional viel.

Weil dies jedoch noch nicht irrsinnig genug ist, faseln unsere Polit-Lehrlinge von einem so genannten Hebel, der das Volumen der Euro-Rettung bis auf 1.000.000.000.000 Euro vergrößern soll. Und das schadet uns angeblich überhaupt nicht - behaupten zumindest Merkel, Schäuble und Co. Da mögen unsere Zauberlehrlinge tatsächlich Recht haben! Denn ob nun 400 Mrd. Euro oder 1.000 Mrd. Euro, das ist im Endeffekt sowieso egal, wenn man anschließend ohnehin pleite ist. Die Indianer haben für einen derartigen Fall ein treffendes Sprichwort: "Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, dann steige ab!"

Eine interessante Rechnung

Hebel hin und Hebel her, das finanzielle Risiko für die Deutschen steigt bei einer Ausweitung des Kreditschirmes aber entgegen den Behauptungen der Bundesregierung ernorm. Wir können nun nicht behaupten, dass die deutschen Politiker ihre Wähler insoweit vorsätzlich belügen, vielleicht sind sie ja nur extrem dumm.

Beispielsrechnung zur Auswirkung eines Kredithebels:

Der Euro-Rettungsschirm hat sein gesamtes Kapital von 440 Mrd. Euro an verschiedene Staaten (z.B. Griechenland, Portugal, Spanien, Belgien, Irland, Italien) verlieren. Diese Staaten können aber ihre Schulden nicht vollständig zurückzahlen, deswegen wird ihnen ein teilweiser Schuldenerlass gewährt. Gehen wir davon aus, dass diese Staaten im Schnitt trotz wirtschaftlicher Probleme immerhin noch 70 Prozent ihrer EFSF-Hilfen zurückzahlen können (Schuldenerlass zwischen 20 und 50 Prozent). Dann entstünde Deutschland bei einem Garantiebetrag von 211 Mrd. Euro ein Verlust von 63,3 Mrd. Euro (30 % von 211 Mrd. Euro).

Jetzt treten die Zauberlehrlinge in Aktion und kreieren mit einem Hebel 1 : 5 einen Kreditbetrag von 1.000.000.000.000 Euro. Dies soll dadurch geschehen, dass mit dem restliche Geld aus dem Euro-Rettungsfonds (ca. 200 Mrd. Euro) privaten Kreditgebern eine Garantie in Höhe von 20 Prozent der Darlehenssumme gewährt wird. In der Theorie hat sich dadurch am absoluten Volumen des Rettungsschirmes nichts geändert, da die Garantiesumme weiterhin bei 440 Mrd. Euro liegt. Was sich aber geändert hat, das ist das Verlustrisiko! Denn nun haftet der Rettungsschirm für sämtliche Schulden und der EFSF-Hilfsfonds von 440 Mrd. Euro wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vollständig in Anspruch genommen. Statt der 63,3 Mrd. Euro wie bei einer ungehebelter Garantie kostet der Spaß den deutschen Steuerzahler dann die volle Summe von 211 Mrd. Euro.

Deutsche Steuer-Milliarden für ausländische Banken

Sie werden sich jetzt fragen, wer von diesen Milliardenzahlungen letztendlich profitiert. Und der eine oder andere Bundesbürger wird den "faulen Griechen" die Pest an den Hals wünschen. Diese Reaktion ist von der deutschen Politik auch so gewollt! Denn wären die eigentlichen Nutznießer der Euro-Rettungspakete bekannt, dann würde es in Deutschland vermutlich zu massiven Protestaktionen der Bevölkerung kommen. Es geht in Wahrheit beim Euro-Rettungsschirm nämlich allenfalls ganz nebensächlich um den griechischen Staat. Und die Menschen dort sind unseren Politikern sowieso völlig egal!

Der Euro-Rettungsschirm soll in Wahrheit ausschließlich die Banken vor den Folgen eines Schuldenschnitts zugunsten von Griechenland beschützen. An erster Stelle stehen hier die französischen Kreditinstitute, die mit etwa 40 Mrd. Euro in griechischen Staatsanleihen investiert sind. Bei einem Schuldenschnitt von 50 Prozent bedeutet dies für Frankreich einen auszugleichenden Verlust von 20 Mrd. Euro. Im Gegensatz zu den privaten Banken in Deutschland haben die französischen Finanzinstitute ihre Griechenland-Anleihen noch nicht auf den tatsächlichen Wert abgeschrieben und geraten bei einem 50-prozentigen Schuldenerlass dementsprechend in arge finanzielle Nöte.

Halb sank er hin, halb zog Sie ihn

Und deshalb beobachten wir mit großem Interesse, ob sich außer den deutschen Banken auch alle ausländischen Kreditinstitute an dem "freiwilligen" Forderungsverzicht zugunsten von Griechenland in der vereinbarten Höhe von 50 Prozent beteiligen. Unsere Prognose: Eher nicht! Denn viele Banken haben ihre Griechenland-Kredite für hohe Prämien über sogenannte CDS (Kreditausfallversicherungen) vor einem Zahlungsausfall geschützt. Und diese Versicherungen werden nur bei einer Insolvenz Griechenlands wirksam. Den freiwilligen Zahlungsverzicht müssten die Banken dagegen aus eigenen Mitteln gegenfinanzieren.

Sicher sind wir aber bei einem Punkt: Auch der gehebelte Rettungsschirm wird nicht ausreichen, um den gesamten staatlichen Kapitalbedarf in der Euro-Zone im kommenden Jahr abzusichern. Und deshalb wird schon in einigen Monaten der deutsche Bundestag eine weitere Ausweitungen der deutschen Garantien beschließen. Dann geht es statt der genannten 1.000 Mrd. Euro mindestens um den doppelten Betrag! Wetten?

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