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Die Warenhauskrise wird durch fehlende kostenlose Parkmöglichkeiten in den Innenstädten verschärft


urbs-media, 3.8.2009: Derzeit gibt es für Unternehmer in Deutschland ein neues Gesellschaftsspiel, das vornehmlich auf der Berliner Politikbühne gespielt wird: Unternehmen drohen der Bundesregierung mit Insolvenz und Entlassung ihrer Mitarbeiter, wenn der Staat ihren maroden Betrieben nicht mit Steuermillionen oder gar Steuermilliarden unter die Arme greift. Dabei hat die Bundesregierung im Fall Karstadt den Erpressungsversuchen von Karl-Gerhard Eick sprichwörtlich in letzter Sekunde noch widerstanden und damit nach Opel ein zweites Milliardengrab für deutsche Steuergelder zumindest vorläufig verhindert.

Die tieferen Ursachen der Warenhaus-Krise

"Das Model Warenhaus hat sich überholt". So lautet zumindest die vordergründige Diagnose zahlreicher Konsumforscher, wenn es um die Ursachen der Karstadt-Krise oder der Hertie-Pleite geht. Und die Nachkriegsgeschichte in Deutschland scheint diesen Experten auf den ersten Blick Recht zu geben: Kaufhäuser von Horten, Hertie, Neckermann, Quelle, Kaufhof und Karstadt haben über Jahrzehnte bis Anfang der 90er Jahre das Bild vieler Innenstädte geprägt. Das Konzept der Warenhäuser war damals durchaus vernünftig und für die Kunden nachvollziehbar: "Alles unter einem Dach".

Aber warum funktioniert dieses alte Konzept noch immer und wird aktuell wie seinerzeit vor 30 oder 40 Jahren von der Supermarktkette "Real" beworben? Dort heißt es in der Fernsehwerbung: "Einmal hin, alles drin!" Und was unterscheidet die florierenden Einkaufszentren auf der grünen Wiese von den insolvenzgefährdeten Universalkaufhäusern in den Innenstädten? Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: Der Vorteil der Einkaufszentren vor den Stadttoren besteht in deren fast unerschöpflichen Angebot an kostenlosen Parkplätzen. Oder andersherum: Der Nachteil vieler Innenstadtlagen sind die fehlenden kostenlosen Parkmöglichkeiten und die frech-teuren Parkgebühren, die vielen Konsumenten den Einkaufsspaß vermiesen.

Kein unbeschwerter Konsum ohne ausreichend kostenlose Parkplätze

Wenn der Staat also dem Handel und damit auch Karstadt wirklich helfen will, dann muss man in erster Linie für die Schaffung von ausreichend kostenlosem Parkraum in den Innenstädten sorgen. Die Nachfrage der Konsumenten würde sich dann von ganz alleine wieder von den Einkaufszentren auf der grünen Wiese zurück in die Innenstädte verlagern. Aber diese Lösung des Problems ist für unsere Politiker zu einfach! Denn dann müssten die Kommunalpolitiker zugeben, dass die Wettbewerbsfähigkeit des innenstädtischen Handels massiv darunter leidet, dass inzwischen auch entlegene Seitenstraßen mit Parkuhren und Parkscheinautomaten zugepflastert wurden. Die motorisierten Einzelhandelskunden sind von den Kommunalpolitikern damit zielgerichtet aus den Innenstädten vertrieben worden.

Wer heutzutage größere Anschaffungen plant, der meidet die Innenstädte und gibt sein Geld lieber in den großen Einkaufszentren vor den Städten aus. Dort ist zwar das Angebot nicht wirklich besser und auch nicht preiswerter, es werden aber immer reichlich kostenlose Parkplätze vorgehalten. Eine wesentliche Ursache der Krise des Einzelhandels in den Stadtzentren ist also die künstliche Verknappung von kostenlosem Parkraum und der nur als unverschämt zu bezeichnenden massierten Einsatz der städtischen Parkraumüberwacher. Die Lokalpolitiker in fast allen deutschen Gemeinden haben sich so als Todfeinde des innerstädtischen Handels erwiesen. Wie wichtig Gratisparken inzwischen für die Bürger ist, zeigt eine neue Internetplattform, die unter www.gratisparken.de die geplagten Autofahrer darüber informiert, wo man in deutschen Städten noch sein Auto abstellen kann, ohne gleich unter die "Parkgebühren-Räuber" zu fallen.

Warum einfach, wenn es auch umständlich geht?

Kostenlose Parkplätze als werbewirksames Mittel zur kommunalen Wirtschaftsförderung setzen bisher nur sehr wenig Städte ein, z.B. Datteln, Lage und Osnabrück in Nordrhein-Westfalen oder Kirchheim-Bolanden in Rheinland-Pfalz. In den vielen deutschen "Teuerzonen" muss der Handel den örtlichen Politikern daher unmissverständlich den Zusammenhang zwischen den Parkgebühren und der Abwanderung von Kunden darzulegen. Notfalls müssen die Geschäfte in der Innenstadt dann auch einmal aus Protest gegen die Abzocke bei den Parkgebühren geschlossen bleiben, um den nötigen Druck auf die Politiker im Rathaus auszuüben. Denn viele Kunden sind längst im Dauerstreik und kaufen nur noch dort ein, wo sie kostenlos parken können.

Die zweite Möglichkeit zur unmittelbaren Unterstützung des Einzelhandels wäre dann die sofortige Senkung der Mehrwertsteuer, die nicht nur den Konsum in Deutschland abwürgt, sondern im Handwerk und im Dienstleistungsgewerbe praktisch zur Schwarzarbeit einlädt. Aber auch hier zahlt der deutsche Staat lieber hohe Milliardenbeträge zur Rettung einzelner ausgewählter Unternehmen (z.B. in der Automobilindustrie), statt grundlegend das Problem der lahmenden Binnennachfrage durch eine Senkung der Mehrwertsteuer zu lösen. Und so werden uns die speziellen deutschen Ursachen der Wirtschaftskrise weiter erhalten bleiben - bis zum endgültigen Zusammenbruch in einigen Jahren.

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