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Das Weltfinanzvolumen übersteigt die Wertschöpfung der weltweiten Realwirtschaft um das 65-fache


urbs-media, 1.6.2009: Profit auf Pump. So beschreibt die Schweizer Gewerkschaft Unia in einer aktuellen Broschüre vom Februar 2009 die goldene Regel des Finanzkapitals, die unmittelbar zur weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise führte. Um das Missverhältnis zwischen Realwirtschaft und Scheinwirtschaft zu illustrieren, zeigt die Gewerkschaft aus der Schweiz in einer Grafik auf Seite 11 dieser Broschüre, welch verschwindend geringe Wirtschaftsleistung in Wahrheit hinter den Unsummen an Finanzinnovationen und Kreditderivaten steht, die täglich von den internationalen Großfinanziers hin und her bewegt werden (www.unia.ch/uploads/media/Broschuere_Finanzkapitalismus_d.pdf).

Auf jedem Euro der Realwirtschaft lasten bereits 17 Euro an Kreditderivaten

Nach der bereits genannten Untersuchung der Schweizer Unia-Gewerkschaft beträgt das Volumen der weltweiten Realwirtschaft 52.000 Mrd. Franken. Dies entspricht umgerechnet in Euro einer Summe von 35.000 Mrd. Euro. Demgegenüber beträgt das weltweite Volumen der Kreditderivate (so genannte CDS) insgesamt 900.000 Mrd. Franken (= 610.000 Mrd. Euro). Dieser Betrag entspricht damit dem 17-fachen der weltweiten Realwirtschaft. Noch dramatischer sieht das Verhältnis zwischen der Realwirtschaft und dem Weltfinanzvolumen aus. Denn den genannten 52.000 Mrd. Franken der Realwirtschaft steht ein Finanzvolumen von 3.400.000 Mrd. Franken (2.300.000 Mrd. Euro) gegenüber. Damit entspricht das weltweite "Papiervermögen" dem 65-fachen der Realwirtschaft.

Um das Missverhältnis zwischen echter Wertschöpfung und weltweiter Finanzblase anschaulich darzustellen, soll folgender Vergleich dienen: Wenn die Realwirtschaft einem Literglas Bier beim Oktoberfest entspricht, dann entfällt auf dieses Glas bereits ein Volumen von 17 Liter an Kreditderivaten, also fast zwei Putzeimer voll. Und beim Weltfinanzvolumen wird aus einem Liter dann entsprechend gleich ein ganzer Autotank, nämlich 65 Liter. Kein Wunder also, dass die Realwirtschaft als Folge der aberwitzigen Finanzspekulationen zusammenbrechen muss, weil die Zinsen für die hauptsächlich kreditfinanzierten Firmenübernahmen und sonstigen Spekulationen von der Realwirtschaft nicht mehr erwirtschaftet werden können (z.B. Porsche - Volkswagen, Schäffler - Conti, Hypo-Real-Estate - Depfa). Der Publizist Thomas Mehner vom Kopp-Verlag nennt die Akteure in den Vorstandsetagen deshalb schlichtweg "Finanzterroristen".

Das deutsche Bankenrettungs-Paket wird die Wirtschaftskrise weiter verschärfen

Die Wirtschaftskrise hat in Deutschland erst angefangen und der Tiefstpunkt der Rezession ist noch nicht absehbar. Aber statt jetzt schnell das Missverhältnis zwischen dem Finanz- und Kreditvolumen zugunsten der Realwirtschaft zu verändern, pumpen die Regierungen in Panik noch weitere Milliarden in ein System, dass wegen der Zinsbelastungen bereits jetzt unabwendbar dem Untergang geweiht ist. Die aktuelle "Geldtransfusion" in die Finanzwirtschaft kann den endgültigen Exitus nur noch verzögern, aber nicht mehr verhindern. Schlimmer noch: Je mehr neue Schulden aufgehäuft werden, um so heftiger und länger wird die Rezession bzw. die Depression am Ende sein. Letztendlich gehen die so genannten Konjunkturprogramme der Bundesregierung daher zu Lasten derjenigen, die durch ihre Arbeit diesen ökonomischen Wahnsinn auch noch zwangsweise in Form von Steuern und sonstigen Abgaben finanzieren müssen.

Im Vergleich zu dem großzügigen Bankenrettungspaket der Bundesregierung sind die Maßnahmen zur Unterstützung der Realwirtschaft eher kläglich. Wenn es um Staatshilfen geht, dann tauchen nämlich immer wieder die gleichen Namen von Großkonzernen auf, die sich selbst durch Missmanagement an den Rand des Abgrunds - oder sogar schon darüber hinaus - gebracht haben. Bleibt für die Bürger als Ablenkungsmanöver daher nur die Abwrackprämie. Die führt jedoch nur dazu, dass nach dem Auslaufen der Subvention kurz nach der Bundestagswahl die künstlich aufgebauschte Nachfrage nach Kraftfahrzeugen in Deutschland zusammenbrechen wird. Autos sind spätestens ab Oktober oder November 2009 in Deutschland praktisch unverkäuflich. Kurzarbeit und Entlassungen in der deutschen Automobilindustrie werden dann schlagartig zunehmen, außerdem werden viele Kfz-Händler in Deutschland im Laufe des Jahres 2010 ihre Tore für immer schließen müssen. Diese Pleitewelle war von Experten zwar bereits für das Jahr 2009 erwartet worden; sie wird sich jetzt um ein Jahr bis nach der Bundestagswahl verschieben. Und nur diesen einen Zweck hat die Abwrackprämie, nämlich den Wählern in Deutschland bis zur Bundestagswahl eine heile Welt vorzugaukeln!

Das urbs-media Rezept gegen die Krise: Lasst den Bürgern ihr Geld!

Dass es der Wirtschaft und dem Handel in Deutschland im europäischen Vergleich besonders schlecht geht, ist kein Geheimnis. Klar ist auch, dass dieses Negativ-Phänomen zu einem großen Teil durch die Bundesregierung verschuldet wurde, weil sie mit der Mehrwertsteuererhöhung bewusst und vorsätzlich der Binnenkonsum abgewürgt hat. Anders als in anderen Ländern kann daher der Einbruch bei der Auslandsnachfrage mangels Kaufkraft der Deutschen nicht durch eine Steigerung des Konsums ausgeglichen werden. Dies gilt auch für die Abwrackprämie, die zwar zu einigen zusätzlichen Verkäufen bei VW, Ford oder Opel führt, unter dem Strich jedoch überwiegend der ausländischen Konkurrenz nutzt. Denn der Markanteil von Kia, Fiat, Dacia und Co. in Deutschland ist durch die Abwrackprämie binnen weniger Wochen um mehr als 10 Prozentpunkte nach oben geschossen. Somit subventioniert der deutsche Steuerzahler mit den 5 Mrd. Euro Abwrackprämie hauptsächlich die Arbeitsplätze in Korea, Italien und Rumänien.

Hier der Vorschlag der urbs-media Redaktion zur Bewältigung
der Wirtschaftskrise in Deutschland:
  • Drastische Senkung der Mehrwertsteuer und anderer Verbrauchssteuern, damit die Menschen in Deutschland wieder konsumieren können.

  • Kein staatliches Geld, um Banken oder anderen marode Firmen künstlich die wirtschaftliche Existenz zu verlängern.

  • Wer sein Unternehmen durch Missmanagement ruiniert hat, für den ist ausschließlich der Insolvenzverwalter und eventuell zusätzlich der Staatsanwalt zuständig und nicht etwa der Außenminister oder die Kanzlerin.

  • Wenn Unternehmen dem Staat besonders wichtig sind (z.B. Opel), dann sind diese nach dem Konkurs zu verstaatlichen und als volkseigene Betriebe weiterzuführen.

  • Bei der Verstaatlichung wird keine Entschädigung an die Alteigentümer gezahlt. Der Konkurs hat gerade gezeigt, dass ein zu ersetzender Vermögenswert nicht existiert.

  • Die Arbeitnehmer sind an diesen Staatsbetrieben zu beteiligen. Finanziert wird die Arbeitnehmerbeteiligung durch teilweise Gehaltsumwandlung.

  • Die Unternehmensschulden der verstaatlichten Betriebe bei Lieferanten und eventuell ausstehende Arbeitslöhne trägt der Staat, um Folgeinsolvenzen bei den deutschen Zulieferern zu verhindern.

Deutschland hat wieder vor Amerika kapituliert

Gemessen an diesen Vorgaben zur Behandlung von Unternehmenskrisen ist die Vereinbarung der Bundesregierung mit General Motors und Magna über die so genannte "Opelrettung" für Deutschland eine Katastrophe. Denn Magna erhält 20 Prozent von Opel ohne den Einsatz von eigener finanzieller Mittel und selbst die Finanzierungskosten und das Risiko gehen voll zu Lasten der Deutschen. Schlimmer noch: Weil Opel für die angeblichen Patente der Amerikaner (die gehören in Wirklichkeit den deutschen Opelwerken) auch noch jährlich viele Millionen an Lizenzgebühren bezahlen muss, ist ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb praktisch unmöglich.

In drei oder vier Jahren steht Opel daher vermutlich erneut vor dem Ruin und der Opel-Deal von Frau Merkel und Herrn Steinmeier wird den deutschen Steuerzahler bis dahin fast einen zweistelligen Milliardenbetrag gekostet haben. Und das Allerschlimmste: Von diesem Geld werden in Deutschland keinerlei dauerhafte Werte in Form von Fabriken und eigenen Technologien geschaffen. Stattdessen wird ein beachtlicher Teil dieses Geldes über den weiter bestehenden 35-Prozent-Anteil von GM an Opel auf die eine oder die andere Art in die USA abfließen. Von diesen erdrückenden amerikanischen Altlasten hätte Opel nur ein Insolvenzverfahren in Deutschland befreien können. Deshalb hat der deutsche Wirtschaftsminister zu Guttenberg völlig Recht mit seiner Aussage, dass ein geordnetes Insolvenzverfahren langfristig die bessere Lösung gewesen wäre. In der Welt am Sonntag vom 31.5.2009 heißt es deshalb: "Dies ist ein Tag, an dem der deutsche Steuerzahler die Flagge auf Halbmast setzen sollte."

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