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Wie christliche Fundamentalisten das Alter der Erde nach der Bibel auf 10.000 Jahre festlegen


urbs-media, 6.11.2006: Die Erde wurde von Gott vor 10.000 Jahren erschaffen, die ersten Menschen (Adam und Eva) lebten vor 6.000 Jahren bis zum Sündenfall im Paradies und die Dinosaurier starben erst vor 4.500 Jahren bei der Sintflut aus, weil auf der Arche-Noah kein Platz für so große Tiere war. Sie als Leser lachen über so viel naive Bibelgläubigkeit? Dann würden Sie sich zumindest in den USA in einer echten Minderheitsposition befinden, denn dort bekennt sich eine breite Mehrheit der Bevölkerung zum Kreationismus und glaubt, dass die biblische Schöpfungsgeschichte wörtlich zu nehmen ist.

Und selbst in Deutschland glauben nach einer aktuellen Umfrage der "Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland" (fowid) nur noch 61 Prozent der Bevölkerung, dass sich das Leben auf der Erde ohne Einwirken eines höheren Wesens ausschließlich auf der Basis evolutionärer Prozesse weiter entwickelt hat. Einen klaren Kopf in Bezug auf die Evolution haben sich in Deutschland offensichtlich nur noch die Konfessionslosen bewahrt, die zu 87 Prozent jeglichen göttlichen Einfluss bei der Entstehung des Weltalls verneinen!

Von der Aufklärung zurück ins dunkle Mittelalter

Religion als erklärter Feind der Wissenschaft und des freien Denkens? Was seit dem Ende der Inquisition langsam überwunden schien, schwappt nunmehr mit Macht erneut über uns. Der Ursprung dieser antidarvinistischen Bewegung stammt aus den USA, wo militante Sektenprediger bereits seit über 100 Jahren dafür eintreten, die Schöpfungsgeschichte als Lehrstoff im Biologieunterricht zu verbreiten und die Lehre von der Evolution für illegal zu erklären. Ein erster Höhepunkt dieser Anti-Darvin-Kampagne in den USA war der so genannte "Affenprozess", in dem am 10.7.1926 der Lehrer John-Thomas Scopes zu einer Geldstrafe von 100 Dollar verurteilt wurde, weil er im Biologieunterricht entgegen einem gesetzlichen Verbot Darvins Evolutionstheorie gelehrt hatte.

Nachdem der Oberste Gerichtshof in den USA derartige Gesetze gegen die Evolutionstheorie in den 70er-Jahren für illegal erklärt hatte, sah es lange zeit so aus, als würde die Vertreter der Wissenschaft die Oberhand gegen die Feinde der Evolutionstheorie erringen können. Es dauerte dann aber noch viele Jahre, bis die Evolutionstheorie nach und nach wieder Einzug in die Biologiebücher jener US-Bundesstaaten fand, in denen sie aus den Lehrplänen ausgeschlossen worden war.

Inzwischen schlägt das Pendel jedoch wieder zurück und an vielen amerikanischen Schulen wird die Schöpfungsgeschichte im Biologieunterricht zumindest gleichwertig neben der Evolutionstheorie gelehrt. Noch skurriler ist die Situation in Alabama, wo 1995 die Biologiebücher mit einem Aufkleber versehen wurden, dass die Evolution "eine umstrittene Theorie ist, die nicht als Tatsache angesehen werden darf". Im Bundesstaat Georgia wurde vor einigern Jahren gleich das vollständige Kapitel über die Entstehung des Lebens aus den Grundschulbüchern gestrichen. Und im US-Bundesstaat Missouri können seit Anfang 2006 Lehrer entlassen werden, die sich weigern, Evolution und Intelligent Design gleichwertig zu unterrichten. Prominenter Unterstützer dieses Gesetzes ist - wir ahnen es schon - der amtierende US-Präsident George W. Bush.

Wissenschaftsfeinde mit Unterstützung aus höchsten politischen Ämtern

In den USA können die Anhänger der reinen Schöpfungsgeschichte (oder des so genannten Inteligent-Design, wie sich die Kreationisten jetzt selbst gerne nennen), auf Unterstützer in höchsten politischen Ämtern zählen. So forderte z.B. der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan bei einer Wahlrede im Jahre 1980, dass im Schulunterricht neben der Evolutionstheorie auch die biblische Schöpfungsgeschichte gelehrt werden müsse. So betrachtet verwundert es nicht, dass sich auch der amtierende US-Präsident George W. Busch zu den Kreationisten zählt und sich beim Angriff auf den Irak sogar auf einen göttlichen Befehl beruft.

Auch in Deutschland wird die Schöpfungsgeschichte an öffentlichen Schulen im Biologieunterricht gelehrt, und zwar z.B. am Liebig-Gymnasium in Gießen. Und wenn man der Presse glauben darf, gehört auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus zu den Unterstützern des Krationismus. Denn eine im September 2005 vom Ministerpräsidenten ausgesprochene Einladung an den bekannten Evolutionskritiker Prof. Schäfer (Universität München) zu einem Vortrag über Schöpfungslehre und Evolution in der Staatskanzlei wurde erst auf Druck der Öffentlichkeit rückgängig gemacht.

Päpstlicher als der Papst

Wer sind denn nun die christlichen Taliban, die sich mit aller Macht gegen die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft wehren und die Menschen geistig zurück ins finstere Mittelalter stürzen wollen? Jedenfalls nicht in erster Linie die römisch katholische Kirche, die bereits im Oktober 1996 unter Papst Johannes Paul II die Evolutionstheorie für mit dem christlichen Glauben vereinbar erklärt hat.

Die in der Öffentlichkeit aktiven Evolutionsfeinde rekrutieren sich hauptsächlich aus religiösen Sekten und Freikirchen, und zwar inzwischen nicht nur in den USA, sondern auch in Europa (z.B. Großbritannien, Deutschland, Österreich und der Schweiz). Dabei haben es die Krationisten verstanden, mit dem Einsatz hoher Geldmittel an den Schulen und Bildungseinrichtungen eine Präsenz zu erreichen, die gemessen an dem wissenschaftlichen Anspruch dieser "Lehre" schon abenteuerlich anmutet. Ja, es gibt bereits kreationistische Museen, in denen die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Entstehung des Weltalls und des Lebens auf der Erde lächerlich gemacht werden. Ganz nach dem Motto: Warum an ein Alter des Weltalls von ca. 4,6 Milliarden Jahren glauben, wenn Gott diese gewaltige Aufgabe in nur 6 Tagen erledigte und den Sonntag sogar noch frei nehmen konnte?

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