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Nach genmanipuliertem Getreide und Soja aus den USA kommt jetzt auch noch kalifornischer Kunstwein auf unseren Speiseplan


urbs-media, 2.1.2006: Dass sich Europa gegen die Handelsinteressen der USA nicht durchsetzen kann oder will, ist inzwischen offenkundig. Nach der Zulassung von amerikanischem Gen-Mais und Gen-Soja hat die Landwirtschaftslobby in Washington zu einem weiteren Schlag gegen die Mägen der europäischen Verbraucher ausgeholt. Ab Januar 2006 ist die Einfuhr von chemisch manipulierten Weinen aus den USA nach Europa erlaubt. Und das schlimmste daran: Die Verbraucher können noch nicht einmal erkennen, was tatsächlich in den Flaschen aus Kalifornien, Ohio, Idaho, Oregon oder Washington ist. Denn dort darf dem so genannten Wein neben künstlichen Aromen bis zu 7 Prozent Wasser oder bis zu 35 Prozent Zuckerlösung beigemischt werden.

Die pauschale Einfuhrerlaubnis für in den USA hergestellten Chemie-Wein haben die Amerikaner im übrigen mit der Drohung durchgesetzt, ansonsten den Import von Weinen aus Europa mit Strafzöllen zu belegen.

Seehofers Schaukampf gegen den amerikanischen Chemie-Wein

Jetzt will sich Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer für ein europäisches Reinheitsgebot beim Wein einsetzen. Dabei ist jetzt schon absehbar, dass dieser Versuch scheitern muss. Denn auch das deutsche Reinheitsgebot für Bier gilt nur für solche Produkte, die in Deutschland gebraut werden. Ausländisches Bier kann dagegen z.B. auch aus Mais oder Reis bestehen und künstliche Aromastoffe enthalten. Wer daher auf das traditionelle deutsche Bier aus Wasser, Gerste bzw. Weizen und Hopfen besteht, der muss darauf achten, dass sein flüssiges Brot entweder aus Deutschland kommt oder dass bei ausländischen Produkten das deutsche Reinheitsgebot für Bier beachtet wird.

Deshalb wird es auf europäischer Ebene mit großer Wahrscheinlichkeit kein "Weinsiegel gegen Panscherei" geben. Ganz im Gegenteil: Derzeit gibt es eindeutige Bestrebungen, auch in Europa das Weinrecht aufzuweichen und z.B. die Zumischung von Holzschnipseln zu erlauben, um beim Wein den Geschmack nach Holzfässern vorzutäuschen.

Warum Franzosen, Italiener, Spanier und Portugiesen keine Probleme mit dem Kunstwein aus USA haben

Die seit Anfang 2006 geltende Einfuhrgenehmigung nach Europa für Kunstwein aus Amerika wurde hauptsächlich von Italien, Frankreich, Portugal und Spanien durchgesetzt. Diese Länder zählen nämlich zu den Hauptexporteuren von Wein in die USA und befürchteten erhebliche finanzielle Nachteile durch eine Strafsteuer auf Weine aus Europa. Da aber auch deutsche Weinbauern mit wachsendem Erfolg ihre Weine in Nord-Amerika verkaufen, muss es eine andere Ursache geben als drohende amerikanische Handelsbeschränkungen, warum die südeuropäischen Länder jetzt die Einfuhr von Kunstwein aus Amerika befürworten.

Dieser Unterschied zu Deutschland ist das jeweilige nationale Verbraucherverhalten. Kaum ein Franzose, Spanier, Italiener oder Portugiese käme auf die Idee, amerikanischen Wein zu trinken. Folglich besteht dort auch kein Anlass, sich über den Chemie-Traubensaft mit zugesetztem Alkohol aufzuregen. Weine aus Amerika kaufen die Einheimischen dort nämlich sowieso nicht. Ganz anders die Deutschen: Hier gibt es praktisch keinen Supermarkt und keinen Discounter, der nicht gleich mehrere Weine aus Kalifornien im Angebot hat. Und genau dort sehen die großen Weinhandelsgesellschaften in Amerika den Markt für ihren aufgepeppten Traubensaft.

Die deutschen Verbraucher haben die Macht

Es liegt jetzt an den deutschen Verbrauchern, den großen amerikanischen Weinproduzenten mit ihrem Chemie-Wein die "Rote Karte" zu zeigen. Wenn hier in Deutschland niemand mehr Wein aus den USA kauft, dann werden es sich die dortigen Großkellereien zweimal überlegen, ob sie weiterhin entgegen jeder Tradition Wein in der Retorte herstellen und in Deutschland verkaufen sollen. Ein derartiger Verbraucher-Boykott würde außerdem dazu führen, dass die vielen kleinen und mittleren Weinbaubetriebe in den USA, die weiterhin ehrlichen und unverfälschten Wein herstellen, gegen die großen Rebensaft-Fabriken mobil machen. Denn die von der US-Regierung erzwungene Einfuhr von Chemie-Wein nützt nur wenigen Großkellereien in Amerika, weil nur diese überhaupt die finanziellen Möglichkeiten haben, Wein fabrikmäßig zu manipulieren. Die Mehrheit der über 2.200 US-Winzer arbeitet nämlich im Weinkeller nicht grundlegend anders als z.B. ihre Kollegen am Rhein oder an der Mosel.

Erst wenn Laborwein entweder ausdrücklich als solcher auf dem Etikett deklariert wird oder in Amerika ein dem deutschen bzw. europäischen Recht vergleichbares Weinrecht in Kraft tritt, dann können die Verbraucher hierzulande wieder bedenkenlos zu Wein aus Kalifornien, Ohio, Oregon, Idaho usw. greifen. Insoweit müssen die Verbraucher in Deutschland jetzt das Versagen der Politiker in Brüssel korrigieren. Dass ein Verbraucher-Boykott gegen manipulierte Lebensmittel funktioniert, haben die Schweizer erst kürzlich in einer Volksabstimmung bewiesen. Dort ist der Verkauf von genmanipulierten Lebensmitteln sogar gesetzlich verboten!

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