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Gemessen an den erhöhten Risiken ist die Verzinsung vieler Unternehmensanleihen viel zu niedrig


urbs-media, 6.7.2009: Derzeit finden Unternehmensanleihen einen großen Absatz. Anleger sollten aber genau bedenken, ob der häufig nur geringfügige Renditevorteil im Vergleich zu Staatsanleihen dem höheren Risiko entspricht. Hier sollte man insbesondere beachten, dass nach der Prognose von Standard & Poor's Unternehmen mit einem Rating von BB+ oder schlechter mit einer Wahrscheinlichkeit von 14 Prozent insolvenzgefährdet sind (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.6.2009). Da ist dann selbst ein Zinssatz von 6 oder 8 Prozent ein armseliger Ausgleich für ein derartiges Verlustrisiko bei Unternehmensanleihen!

Denn 10-jährige Bundesanleihen werden aktuell mit ca. 3,30 Prozent verzinst und die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland pleite geht, ist trotz der enormen Staatsschulden vergleichsweise gering. Selbst in Griechenland, wo für Euro-Staatsanleihen derzeit schon 7 Prozent Zinsen gezahlt werden, ist das Risiko eines Staatsbankrotts nicht besonders hoch. Ursache für diese "Sicherheit" ist nicht die Solidität des griechischen Finanzwesens, sondern die Tatsache, dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) den Zusammenbruch eines Euro-Staates schlichtweg nicht leisten kann.

Zurück zum Thema Unternehmensanleihen: Nach einer Untersuchung des Münchener ifo-Instituts klagten im Juni 2009 weiterhin 42,4 Prozent der 4.000 befragten Unternehmer in Deutschland über eine restriktive Kreditvergabe durch Banken und Sparkassen. Und die Situation könnte für viele Betriebe bald noch schwieriger werden. Kein Wunder also, dass viele Unternehmen in Europa ihrer akuten Finanznot dadurch begegnen wollen, dass sie Unternehmensanleihen herausgeben, wobei die Zinssätze zwischen 4 % und 10 % liegen.

Das nachfolgende Beispiel erläutert, wie sich trotz vorsichtiger Stückelung von Anlagebeträgen die Renditen verschlechtern, wenn einer von mehreren Anleiheschuldnern insolvent wird:

Anleger A verteilt 100.000 Euro auf 10 Unternehmensanleihen zu je 10.000 Euro. Der Zinssatz liegt bei 6 Prozent. Die Laufzeit beträgt jeweils 10 Jahre. Nach knapp einem Jahre fällt ein Anleiheschuldner aus (Variante 1) bzw. fallen zwei Anleiheschuldner aus (Variante 2).

    1. Variante: Ein Schuldner wird insolvent:

    In diesem Fall erhält Anleger A nach 10 Jahren von seinem eingesetzten Kapital von 100.000 Euro nur noch 90.000 Euro. Aus den verbleibenden 9 Anleihen erzielt A einen Zinsgewinn von 54.000 Euro. Unter Berücksichtigung der ausgefallenen Anleihe im Wert von 10.000 Euro Prozent ergibt dies eine Rendite von 4,40 Prozent.

    2. Variante: Zwei Schuldner werden insolvent:

    In diesem Fall erhält Anleger A nach 10 Jahren von seinem eingesetzten Kapital von 100.000 Euro nur noch 80.000 Euro. Aus den verbleibenden 8 Anleihen erzielt A einen Zinsgewinn von 48.000 Euro. Unter Berücksichtigung der ausgefallenen Anleihen im Wert von 20.000 Euro Prozent ergibt dies eine Rendite von nur noch 2,8 Prozent.

Das vorstehende Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass bereits ab einem Ausfall von 20 Prozent der Schuldner trotz des im Vergleich zu Bundesanleihen fast doppelt so hohen Zinssatzes der Anleger bei Unternehmensanleihen unter dem Strich keinen Gegenwert für das übernommene Insolvenzrisiko erhält.

Zwar haben die Staaten der Euro-Zone inzwischen hohe dreistellige Milliardenbeträge in das marode Bankensystem gepumpt, aber noch immer hat sich an der"Kreditklemme" für Unternehmen nichts geändert. Insbesondere Osteuropa könnte sich bald als Sprengsatz für das ohnehin bereits angeschlagene Finanzsystem der Euro-Zone erweisen. Denn im Zuge der EU-Osterweiterung flossen insbesondere aus Deutschland, Österreich und Italien hohe Milliardenbeträge nach Polen, nach Tschechien, Rumänien und Bulgarien. Wegen des dramatischen Wertverfalls z.B. von ungarischen Florint und polnischen Zloty zum Euro oder zum Schweizer Franken müssen diese Länder wechselkursbedingt jetzt bis zu 40 Prozent höhere Zins- und Tilgungszahlungen für ihre Auslandschulden verkraften.

Das Zeitschrift "Börsen-Berater" berichtet in diesem Zusammenhang in ihrer Ausgabe vom Juli 2009, dass bei einem Zahlungsausfall von nur 10 Prozent in den jeweiligen Ländern allein auf die deutschen Kreditinstitute ein weiterer Verlust in Höhe von 1,3 Mrd. Euro zukommt. Italien wäre mit einem Verlust von 4,1 Mrd. Euro dabei und die Kreditinstitute in Österreich müssten sogar 23 Mrd. Euro als Verlust aus ihrem Osteuropa-Geschäft abschreiben. Wohlgemerkt: Diese Musterrechnung geht lediglich von einem Kreditausfall von 10 Prozent aus. Diese Annahme könnte sich in Anbetracht der realen Finanzproblemen in Osteuropa schon bald als zu optimistisch erweisen!

Aber auch "sichere" Staatsanleihen sind in den nächsten Jahren keine gute Geldanlage. Denn auf Sicht von zwei bis fünf Jahren rechnen die meisten Finanzexperten mit einer deutlichen Zunahme der Inflation. Bei einer jährlichen Preissteigerung von etwa 5 Prozent würden die aktuellen Renditen für 10-Jähre Staatsanleihen daher unter der Inflationsrate liegen. Wer jetzt Staatsanleihen kauft, muss außerdem damit rechnen, dass die Bonität vieler Staaten herabgestuft wird. Die Wiener Zeitung "Die Presse" zitiert Michael Kamperman vom US-Investmenthaus Prometheus Wealth Management in ihrer Ausgabe vom 16.6.2009 mit dem Satz: "Ich würde aktuell keine Anleihe eines europäischen Staates kaufen". Selbst den USA ist laut Spiegel-Online vom 22.5.2009 die Rating-Einstufung AAA nicht mehr sicher. Anleger sollten daher derzeit generell langfristige festverzinsliche Anleihen meiden und auf inflationsgeschützte Anlageformen ausweichen.

urbs-media Praxistipp: Wir sind davon überzeugt, dass die wirkliche Finanzkrise noch bevorsteht. Speziell auf die Bürger in Deutschland kommen nach der Bundestagswahl weitere Steuer- und Abgabenerhöhungen zu. Das Gerede der Kanzlerin von künftigen Steuersenkungen ist schlichtweg "Wahlbetrug"! Ganz im Gegenteil: Den Deutschen wird von der Regierung der Gürtel immer enger geschnallt und die Binnennachfrage in Deutschland wird noch weiter einbrechen - mit den bekannten negativen Folgen für die Arbeitsplätze und die Zahl der Unternehmensinsolvenzen.

Vermutlich schon bald nach der Bundestagswahl wird uns die alte und neue Kanzlerin dann z.B. eröffnen, dass sich Deutschland mit einem zweistelligen Milliardenbetrag an dem Hilfs-Fonds der EU für Osteuropa beteiligt. Wahrscheinlich wird die Bundesregierung dann neben der Mehrwertsteuer erneut an der Steuerschraube beim Alkohol drehen und auch einige neue Steuern erfinden, z.B. auf Finanztransaktionen und auf Flugreisen. Egal ob Steinmeier oder Merkel oder beide: Die Arbeitnehmer in Deutschland werden ohne einen grundlegenden Politikwechsel auch weiterhin unter den weltweit höchsten Staatsabgaben leiden!



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