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Führt die US-Schuldenkrise zu einer weltweiten Rezession?


urbs-media, 28.1.2008: In unserem Update am 6. August 2007 hatten wir unter der Überschrift "Die negativen Auswirkungen der US-Hypothekenkrise treffen jetzt auch den deutschen Finanzmarkt" ausführlich über die Folgen der so genannten US-Hypothekenkrise für Deutschland und insbesondere für deutsche Banken und Sparkassen berichtet. Obwohl schon Anfang August 2007 gravierende Anzeichen darauf hindeuteten, dass über den bereits bekannten Fall "Deutsche Industriebank AG" (IKB) auch zahlreiche weitere deutsche Kreditinstitute teilweise zweistellige Milliarden-Beträge in faule US-Hypothekenkredite investiert hatten, verstieg sich der deutsche Finanzminister Steinbrück zu der Behauptung, "Nach Auskunft aller Experten sind keine Übersprungeffekte der Kreditkrise auf die Realwirtschaft erkennbar". Auch noch jetzt, wo die Aktienbörsen weltweit bereits unter dem Eindruck der aktuellen Wirtschaftskrise in Amerika auf Talfahrt gehen, sehen weder die deutsche Bundeskanzlerin Merkel noch Wirtschaftsminister Glos Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Rezession.

Wir wollen den beruhigenden "Weiter-so-Parolen" der Bundesregierung daher die wirtschaftlichen Fakten und die Aussagen von internationalen Experten gegenüberstellen. Denn die Annahme im Jahreswirtschaftsbericht 2008 der Bundesregierung, die Verbrauchernachfrage in Deutschland werde um über 3 Prozent wachsen, lässt Experten nur höhnisch lächeln! Für die meisten Teilnehmern am Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos ist es eine ausgemachte Sache, dass es zu einer Rezession in Amerika kommt. In Davos diskutiert man derzeit daher nur noch darüber, wie lange die Rezession dauern wird und wie hart die Landung der US-Wirtschaft sein wird. Mag der Beginn des Kurssturzes an Europas Börsen am 21.1.2008 auch von Fehlspekulationen im Bankhaus Société Générale mit verursacht worden sein - Hintergrund der Panikstimmung an den Börsen ist eindeutig die Erkenntnis vieler Anleger, dass die "Schuldenblase" in den Vereinigten Staaten bald platzen wird.

1. Nach der Hypothekenkrise kommt die Kreditkartenkrise

Derzeit hört man in Deutschland überall, die Unsicherheit in den USA sei vorbei, sobald die Kreditinstitute ihre Jahresabschlüsse veröffentlicht und die Hypothekenverluste offengelegt haben. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit: Denn vielen US-Banken steht nicht nur wegen der faulen Hypothekendarlehen das Wasser bis zum Hals, in den kommenden Monaten wird sich auch die Lage am Kreditkartenmarkt dramatisch zuspitzen (Handelsblatt vom 12.11.2007). Viele Haushalte in den Vereinigten Staaten finanzieren ihren Lebensunterhalt bereits jetzt mit Hilfe ihrer zahlreichen Kreditkarten und haben für simple Konsumausgaben über ihre Kreditkarten einen enormen privaten Schuldenberg (900 Mrd. Dollar im Sommer 2007) aufgetürmt. Diese dramatische Situation wird zusätzlich dadurch verschärft, dass derzeit viele Schuldner in Amerika ihre Hauskredite zur Abwendung der Zwangsversteigerung über ihre Kreditkarten bedienen. Die Zahl der notleidenden Hypothekendarlehen in den USA dürfte eher bei 2 Mio. liegen als bei den offiziell genannten 500.000 Hausbesitzern, denen schon jetzt eine Zwangsversteigerung droht.

In welchem Umfang die europäischen Kreditinstitute in das hochriskante amerikanische Kreditkartengeschäft verwickelt sind, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen. Bedenkt man jedoch, dass es den US-Banken gelungen ist, gut die Hälfte der faulen Hypotheken-Kredite (die so genannten Subprimes) für gutes Geld nach Europa und insbesondere nach Deutschland zu verkaufen, dann kommen auf viele deutschen Kreditinstitute vermutlich durch die schwelende Kreditkartenkrise in Amerika weiterer selbst verschuldete Milliardenverluste zu.

2. Alle Anzeichen deuten auf eine Rezession in Amerika

Motor der amerikanischen Konjunktur ist zu über 70 Prozent der private Konsum. Zwar wird Amerika in Deutschland immer noch als gewaltige Industrienation wahrgenommen, dieser Eindruck täuscht jedoch sehr. In Wahrheit werden die meisten in den USA verbrauchten Güter aus dem Ausland (z.B. aus China) importiert und Produkte "Made in USA" spielen abgesehen vom Lebensmitteln und Rüstungsgütern praktisch keine Rolle mehr. Dies ist auch ein Grund, warum die US-Börsianer gebannt auf die Hauspreise und die Zahl der Hauskäufe bzw. -verkäufe starren, denn private Immobilien sind der wichtigste Pfeiler der amerikanischen Ökonomie.

Der drastische Verfall der Immobilienpreise durch die hohe Zahl von Notverkäufen hat jetzt dazu geführt, dass viele Haushalte in Amerika völlig überschuldet sind und nicht wie bisher ihren privaten Konsum auf Kredit finanzieren können. Abseits der Haupteinkaufsstraßen und in den ländlichen Gebieten der USA hat die Rezession schon längst begonnen, was die zahlreichen Leerstände bei Geschäftsräumen eindrucksvoll beweisen. Die Finanzkrise ist schon längst beim amerikanischen Mittelstand angekommen und erzwingt schmerzhafte Einsparungen! Folglich gehen renommierte US-Experten wie der New Yorker Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini oder der Ökonom der Bank Morgan Stanley Stephen Roach davon aus, dass es zumindest für ein Jahr eine schwere Rezession in den USA geben wird.

3. Rezessionsgefahren auch in Deutschland

Wenn Amerika hustet, bekommt Europa den Schnupfen. Diese Börsenweisheit gilt insbesondere deshalb, weil es den US-Finanzkreisen immer wieder gelingt, die schlechten Risiken den Kreditinstituten aus Deutschland, Frankreich und England anzudrehen. Die Folge dieser unheilvollen globalen Verflechtung ist tatsächlich, dass es höchstwahrscheinlich auch in Deutschland bald zu einer Rezession kommen wird. Dies behauptet zumindest der Wirtschaftsprofessor Michael Burda von der Berliner Humboldt-Universität. Die Frage ist nur, wie stark sich der Abschwung bemerkbar machen wird. In den Oberösterreichischen Nachrichten vom 23.1.2007 heißt es unter der Überschrift "Rezession in Europa würde nicht überraschen" zusätzlich, dass einige Analysten inzwischen fürchten, dass auch die Wirtschaft in Asien kollabieren könnte.

Ähnlich äußert sich am 22.1.2008 auch der Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms Max Otte gegenüber der Deutschen Welle: "Auf jeden Fall ist eine Rezession in den USA unausweichlich. Aber Rezessionen sind normal; sie gehören zur Wirtschaft wie die Krankheit zu einem normalen Organismus. Nur: Wenn noch ein weiterer Unfall dazukäme, könnte die Rezession in eine Depression kippen. So könnte beispielsweise das chinesische Bankensystem kollabieren, denn das ist auch nicht besonders solide."

Eine Immobilienkrise nach amerikanischem Muster könnte es nach Meinung der österreichischen Zeitung "Der Standard" außerdem bald zusätzlich in England, Irland und Spanien geben. Denn auch dort sind die Hauspreise in den letzten Jahren unnatürlich schnell gestiegen und wie in Amerika dürften dort ebenfalls viele Hausfinanzierungen schlichtweg platzen, wenn die Preise sinken. Möglicherweise eine willkommene Gelegenheit, um sich dort in ein oder zwei Jahren günstig eine Ferienwohnung oder eine ausländische Hauptwohnung zu kaufen!

4. Wo steht der DAX am Ende des Jahres 2008?

Auch wenn sich die Aktienkurse derzeit wieder etwas erholen, die tatsächliche Finanzkrise steht uns noch bevor. Zwar behaupten einige Anlageberater gerne, der DAX werde Ende des Jahres 2008 die Marke von 10.000 Punkten knacken. Dies ist vermutlich aber reines Wunschdenken von Leuten, die vom Aktienhandel und den entsprechenden Provisionen leben. Wahrscheinlicher ist, dass der DAX zum Jahresende irgendwo zwischen 6.000 und 7.000 Punkten pendeln wird, vorausgesetzt, es kommt nicht tatsächlich zum Zusammenbruch des internationalen Bankensystems. Dann wäre auch ein DAX um oder sogar deutlich unter 4.000 Punkten vorstellbar.

Stefan Salomon vom Börsendienst candlestick.de empfiehlt daher, jede DAX-Bewegung in Richtung über 7.000 Punkte als willkommene Gelegenheit zum Ausstieg zu nutzen. Als alternative Geldanlage zu Aktien kommen jedoch Zertifikate generell nicht in Betracht. Denn Zertifikate sind keine echte Wertanlage, sondern nur Papiervermögen, dessen Bonität im Zweifelsfall von der Finanzkraft der emittierenden Bank oder Sparkasse abhängt. So bleibt eigentlich nur die kurzfristige Anlage in Tages- oder Festgeld, um Vermögen vor einem weiteren Sinken der Börsenkurse zu schützen. Die Devise lautet daher, mit hoher Liquidität durch das Jahr 2008 zu gehen und insbesondere um Bank- und Versicherungsaktien einen großen Bogen zu machen!



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