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Genussscheine und Inhaberschuldverschreibungen als Kapitalanlage bergen das Risiko eines Totalverlusts


urbs-media, 5.3.2007: An dieser Stelle hatten wir unsere Leser schon mehrfach vor so genannten Inhaber-Schuldverschreibungen als Kapitalanlage gewarnt. Anlass war u.a. ein Angebot der Firma "DM Beteiligungen AG" mit Sitz in Düsseldorf vom Januar 2006, die per Werbebrief eine Inhaber-Teilschuldverschreibung mit einem Zins von 6,75 Prozent und einer Laufzeit bis September 2009 angeboten hatte. Wie berechtigt diese Warnung war, zeigt die Tatsache, dass die DM-Beteiligungen AG im Juli 2006 Insolvenzantrag gestellt hat und Deutschlandweit insgesamt 9.000 Anleger vermutlich ihre gesamten Einlagen verloren haben. Ebenfalls insolvent ist seit Juni 2006 die "Wohnungsbaugesellschaft Leipzig-West AG", die noch kurz vorher Anleger für eine Inhaber-Teilschuldverschreibung mit einem jährlichen Zins von 6,75 % gewinnen wollte. Auch hier stehen die Zeichner der Schuldverschreibungen vor einem Totalverlust.

Aus gegebenem Anlass möchten wir unsere generelle Warnung vor unsicheren Kapitalanlagen jetzt auf sogenannte Genussrechte erweitern. Auch hier handelt es sich wie bei den Schuldverschreibungen um eine Kapitalanlage, die im Falle der Insolvenz des Emittenten völlig ungesichert ist. Mit anderen Worten: Genussrechte und Inhaberschuldverschreibungen bergen im Falle der Unternehmens-Insolvenz das gleiche Risiko wie Aktien, den die Anleger sind nur nachrangige Gläubiger. Dieses Risiko wird von den Herausgebern der Schuldverschreibungen und Genussscheinen gerne damit verschleiert, dass sie eine Garantie auf das eingezahlte Kapital geben. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Garantiegeber praktisch immer in der Rechtsform einer GmbH organisiert sind und deren Eigenkapital häufig nur die gesetzlich vorgeschriebene Mindestsumme von 25.000 Euro erreicht. Folglich sind derartige Garantieurkunden im Regelfall noch nicht einmal das Papier wert, auf dem sie geschrieben wurden.

Aktuell wirbt z.B. bundesweit durch Postwurfsendungen eine Firma Prokon Capital GmbH mit Sitz in Itzehoe (Kirchhoffstraße 3) für Geldanlagen in erneuerbare Energien. Konkret bietet das Unternehmen so genannte Genusscheine mit einer "garantierten" Mindestverzinsung von 6 Prozent pro Jahr bei einer Mindestlaufzeit von drei Jahren. Das Geld investiert Prokon dann z.B. in Windparks oder in Pflanzenöltankstellen und Biogasanlagen.

Ob es sich bei dem Angebot Firma Prokon um ein seriöse Anlageform handelt, ist nicht ganz klar. Zwar ist Prokon bereits seit 15 Jahren auf dem Anlagemarkt tätig, es gab aber kürzlich heftige Streitigkeiten mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die der Prokon Capital GmbH untersagt hat, mit einer Rücknahmegarantie für die ausgegebenen Genussscheine zu werben. Denn derartige Rückkaufversprechen dürfen nur von solchen Unternehmen gegeben werden, die über eine Zulassung als Bank verfügen. Dies ist bei der Firma Prokon Capital jedoch unstreitig nicht der Fall.

urbs-media Praxistipp: Neben der fehlenden Sicherheit im Falle der Insolvenz bei Genussrechten und Inhaberschuldverschreibungen bergen diese Formen der Kapitalanlage noch weitere gravierende Nachteile. Denn es fehlt eine geeignete Handelsplattform, wenn der Anleger seine Anteile wieder veräußern will. Derartige Geschäfte finden nur am so genannten Graumarkt statt, wo es jedoch keine festgesetzten Kurse gibt. Im Ergebnis ist ein Verkauf derartiger Papiere im Regelfall nur mit sehr hohen Abschlägen möglich, wenn sich überhaupt ein Käufer finden lässt. Aus diesem Grund eignen sich Anlagen am grauen Kapitalmarkt auch nicht zur Altersvorsorge, sondern sollten eindeutig spekulativen Investoren vorbehalten bleiben. Dies gilt insbesondere deshalb, weil derartige Unternehmen nicht vom der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überwacht werden. Eine staatliche Kontrolle findet nämlich nur bezüglich der formellen Anforderungen der Emissionsprospekte statt.

Diese fehlende Kontrolle hat dazu geführt, dass nach einem Bericht der Tageszeitung die Welt die Anleger in Deutschland auf dem grauen Kapitalmarkt in den letzten fünf Jahren insgesamt 250 Mrd. Euro verloren haben. Das sind nach Aussage von Anlegerschützern zehn Prozent des Nettogeldvermögens der privaten Haushalte in Deutschland.

Wer sein Geld unbedingt in dem Bereich "erneuerbare Energien" anlegen will, der sollte sich in erster Linie an Fondsgesellschaften halten. Deren Anteile werden nämlich an den deutschen Börsen gehandelt und es gibt eindeutige Angaben zu den jeweiligen Kursen. Außerdem ist das Verlustrisiko deutlich geringer, weil Fonds ihre Investments breit streuen und der Erfolg der Kapitalanlage somit nicht nur von einem Objekt abhängig ist.

Schließlich sollten Anleger auch bedenken, dass die Erträge aus festverzinslichen Anlagen in Europa derzeit weiterhin steigen. Zuletzt hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen in der Euro-Zone am 7.12.2006 um 0,25 Prozentpunkte auf nunmehr 3,5 Prozent angehoben. Dies war die sechste Leitzinserhöhung innerhalb von nur 12 Monaten. Im März 2007 folgt vermutlich eine weitere Zinsanhebung auf dann 3,75 Prozent. Zum Jahresende 2007 rechnen Experten sogar mit einem Leitzins von 4,0 Prozent. So betrachtet muss man sich als Anleger dann fragen, ob das um ein vielfaches höhere Verlustrisiko bei Genussrechten und Schuldverschreibungen einen Zinsvorteil von nur 2 Prozentpunkten im Vergleich zum aktuellen Prokon-Angebot tatsächlich aufwiegen kann.



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