urbs-media, 16.10.2006: In einer aktuellen Pressemitteilung warnt die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) vor dem Erwerb von Aktien der Thielert AG. Das Unternehmen ist im Bereich Flugzeugantriebe tätig, das besondere Highlight ist die Arbeit an einem Dieselmotor für Sportflugzeuge (Centurion-Dieselmotorentechnik), der bereits erfolgreich getestet wurde. Die Thielert-Aktie ist im SDAX notiert und hat aktuell einen Kurs von knapp über 19 Euro (ISIN DE0006052079 / WKN 605207).

Hintergrund der Warnung des SDK ist eine Strafanzeige gegen das Management von Thielert, dem Bilanzbetrug und Urkundenfälschung vorgeworfen wird. Dabei geht es hauptsächlich um angebliche Luftbuchungen in der Bilanz, mit denen das Unternehmen einen hohen Bestand an Forderungen vorgetäuscht haben soll. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger zitiert dann aus dem Zwischenbericht eines Wirtschaftsprüfers, wonach von einem angeblichen Forderungsbestand von über 21 Mio. Euro lediglich 7.366 Euro tatsächlich bestätigt werden konnten.

Die Thielert AG weist dagegen jegliche Vorwürfe des SDK entschieden zurück und verweist insbesondere darauf, dass die von den Wirtschaftsprüfern angewandte Methode der sogenannten Saldenbestätigung völlig ungeeignet sei, den wahren Forderungsbestand zu ermitteln. Das Unternehmen sei wirtschaftlich gesund und im Technologiemarkt insbesondere durch Neuentwicklungen gut aufgestellt. Die aktuellen Vorwürfe gegen das Management seien von Hedge-Fonds in Umlauf gebracht worden, weil diese die Aktie in großem Stiel leerverkauft hätten und von einem Kurssturz profitieren wollten.

urbs-media Praxistipp: Warnungen des SDK sollte man insbesondere als Kleinanleger nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass der SDK in vielen Fällen frühzeitig auf falsche Bilanzierungen hingewiesen hat. Andererseits bewerten renommierte Aktienanalysten (z.B. von der Citygroup) die Thielert-Aktie weiterhin als "Buy" und halten an dem Kursziel von 30 Euro fest.

Anleger ohne Insiderinformationen sollten nach Meinung der urbs-media Redaktion wegen der großen Unsicherheit die Thielert-Aktie derzeit meiden. Das Risiko erscheint uns wegen der im Raum stehenden Betrugsvorwürfe und der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in Hamburg und Chemnitz vorläufig als zu hoch. Deshalb gilt hier: Nicht überstürzt aussteigen, aber auch nicht kaufen, bis die Betrugsvorwürfe geklärt sind.