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Der amtliche EU-Normverbrauch bei Neuwagen ist fast immer hinterhältige Verbrauchertäuschung


urbs-media, 20.5.2013: Wer mit seinem oftmals älteren Kraftfahrzeug in Alltagsbetrieb acht oder gar zehn Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbraucht, der schaut neidisch auf die Verbrauchsangaben in den Neuwagenprospekten. Da soll nach Werksangaben z.B. ein Toyota Prius Plug-in-Hybrid nur 2,1 Liter Super auf 100 Kilometer verbrauchen. Ein VW Polo 1,2 TDI Blue-Motion steht mit 3,2 Liter Diesel ebenfalls ganz vorn in der Liste der sparsamsten Kraftfahrzeuge. Und auch ein VW Golf 1,6 TDI verbraucht nach Herstellerangaben nur 3,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Gemessen werden diese Traumwerte nach dem so genannten "Neuen Europäischen Fahrzyklus" (NEFZ), nach dem seit 1996 der Kraftstoffverbrauch aller in der EU verkauften Neuwagen ermittelt werden muss.

Realitätsfremde Verbrauchsangaben per EU-Richtlinie

Das Geheimnis der EU-Spritsparmodelle: Der nur 20-minütige Test findet auf einem klimatisierten Prüfstand statt und die Höchstgeschwindigkeit im Testzyklus beträgt 120 km/h, und dies auch nur für wenige Sekunden. Und um das Ergebnis im Sinne der Hersteller perfekt zu machen, bleiben sämtliche Verbraucher wie Licht, Heizung oder Klimaanlage abgeschaltet. Ja, selbst die Batterie wird oftmals extra vor dem Testbeginn voll aufgeladen, um die Lichtmaschine zu entlasten.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer beklagt schon seit Jahren, dass dieser EU-Normverbrauch mit der Realität auf unseren Straßen nicht übereinstimmt. In einer Untersuchung wurde damals festgestellt, dass der laut EU-Norm gemessene Kraftstoffverbrauch um 32 bis 61 Prozent unter dem tatsächlichen Kraftstoffverbrauch liegt. Für den Verbraucher entsteht durch diese amtliche geduldeten Falschmessungen der Eindruck, man könne durch den Kauf eines vermeintlich spritsparenden Neuwagens unter dem Strich Geld sparen. Ob diese unrealistischen Verbrauchsangaben nun die Folge europäischer Dummheit sind oder gezielte Desinformation darstellen, wollen wir hier einmal dahingestellt sein lassen.

Der Verbrauchs-Schwindel bei den Hybrid-Fahrzeugen

Der laut der einschlägigen EU-Richtlinie ermittelte Durchschnittsverbrauch für einen Toyota Prius Plug-in-Hybrid liegt bei 2,1 Liter Superbenzin pro 100 Kilometer. Dieses rechnerische Sparwunder wird dadurch erreicht, dass der Energieverbrauch für die ersten 20 Kilometer (so lange reicht die Batterie) überhaupt nicht berücksichtigt wird. Auf langen Strecken braucht der Elektro-Toyota je nach Fahrweise sogar mehr Kraftstoff als ein vergleichbares konventionelles Fahrzeug. Denn der schwache Verbrennungsmotor beim Prius läuft auf der Autobahn oft am oberen Leistungslimit und verbraucht dann entsprechend viel Superbenzin.

Wer auf langen Strecken effektiv sparen will, kommt deshalb um einen Diesel nicht herum. Und wenn man ein Diesel-Fahrzeug dann z.B. wie beim Citroën DS 5, beim Peugeot 508 oder Volvo V 60 noch zusätzlich mit einem Elektromotor ausrüstet, dann klappt es mit dem Spritsparen auch auf Langstrecken.

Die Einen lügen mehr und die Anderen lügen weniger

In der Auto-Zeitung vom 8.5.2013 gibt es eine interessante Tabelle zum Thema Spritverbrauch von Kraftfahrzeugen. Da wird dem amtlichen EU-Wert der von der Redaktion jeweils gemessene tatsächliche Verbrauch gegenübergestellt. Diese Tabelle legt z.B. den Schluss nahe, dass manche Automobilhersteller die statistischen Möglichkeiten der EU-Richtlinie zur Ermittlung der Verbrauchswerte besonders aggressiv nutzen, während andere Kfz-Hersteller bei ihren Werksangaben doch deutlich näher an der Wahrheit bleiben.

So soll wie bereits erwähnt ein VW Golf 1,6 TDI (105 PS) laut Werksangaben 3,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbrauchen. Tatsächlich hat die Autozeitung aber einen Verbrauch von 5,6 Liter ermittelt. Das bedeutet eine Abweichung von über 32 Prozent. Oder nehmen wir den VW UP 1.0 (60 PS), der laut EU-Richtlinie auf einen Normverbrauch von 4,5 Liter Super kommt. Tatsächlich gemessen haben die Redakteure der Auto-Zeitung aber einen Verbrauch von 5,9 Liter (Abweichung über 23 Prozent).

Dass man trotz EU-Richtlinie auch ehrlich rechnen kann, zeigt die VW-Tochter Skoda beim Oktavia 2,0 TDI (110 PS). Hier weicht die Werksangabe mit 4,9 Liter Diesel nur um 0,1 Liter vom gemessenen Testverbrauch von 5 Liter ab!

urbs-media Praxistipp: Bevor Sie Ihr altes Kraftfahrzeug durch einen vermeintlichen Spritsparer ersetzen, sollten Sie sich über den tatsächlichen Verbrauch informieren. Der kann dann auch mal knapp 100 Prozent wie beim Toyota Prius Plugin-Hybrid über der Werksangabe laut EU-Norm liegen. Manch altes Schätzchen ist in der Realität deutlich sparsamer als viele Neuwagen. Deshalb sollten Sie die Werksangaben zum Kraftstoffverbrauch von Neuwagen als das betrachten was sie sind: Werbetricks, die die Verbraucher zum Kauf neuer Autos verführen sollen.

Interessant ist auch, dass abgesehen von den Hybrid-Modellen alle Fahrzeuge auf den vorderen Plätzen in der Spritspar-Tabelle der Autozeitung mit einem manuellen Schalt-Getriebe ausgerüstet sind. Dies verwundert aber auch nicht, verbrauchen Fahrzeuge mit Getriebeautomatik doch im Regelfall 0,8 bis 1,2 Liter mehr als Modelle mit Handschaltung. Ausnahmen gelten hier allerdings zuweilen für die neuen 7- oder 8-Gang Automatikgetriebe, die teilweise sogar sparsamer sind als ein Fahrzeug mit Schaltgetriebe. Solche sparsamen Automatikgetriebe findet man bisher aber nur in der automobilen Oberklasse.



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